Systemische Diagnostik und der Umgang mit Diagnosen

 

Die systemische Diagnostik ist ein Ansatz in der Psychotherapie und Beratung, der auf den Prinzipien der systemischen Therapie basiert. Hierbei wird nicht nur der individuelle Klient oder Patient betrachtet, sondern auch sein soziales Umfeld, wie Familie, Beziehungen, soziale Netzwerke und kultureller Kontext. Die systemische Diagnostik zielt darauf ab, ein umfassendes Verständnis für das komplexe Zusammenspiel von individuellen, interpersonellen und sozialen Faktoren zu entwickeln, die das Verhalten und die Probleme des Klienten beeinflussen.

 

Die systemische Diagnostik beinhaltet verschiedene Schritte und Methoden, die helfen, ein umfassendes Bild von der Situation des Klienten und seinem sozialen Umfeld zu erhalten. Hier sind einige typische Elemente (Auszug) der systemischen Diagnostik:

  1. Systemische Anamnese: Der Therapeut erhebt eine umfassende Anamnese, die nicht nur die individuelle Geschichte des Klienten, sondern auch die Geschichte und Dynamik seines sozialen Umfelds, wie z.B. Familie, Beziehungen und kultureller Hintergrund, umfasst.
  2. Genogramm: Ein genogramm ist eine grafische Darstellung der familiären Beziehungen und Dynamiken über mehrere Generationen hinweg. Es ermöglicht dem Therapeuten, die Familienstruktur, Rollen, Beziehungen und Verhaltensmuster besser zu verstehen.
  3. Systemische Hypothesenbildung: Auf der Grundlage der erhobenen Informationen entwickelt der Therapeut systemische Hypothesen, um die Dynamiken, Muster und Wechselwirkungen im System des Klienten zu verstehen. Dabei werden auch die Wechselwirkungen zwischen individuellen, interpersonellen und sozialen Faktoren berücksichtigt.
  4. Zirkuläre Fragen: Mit zirkulären Fragen wird die Perspektive des Klienten erweitert, indem verschiedene Personen oder Systeme, die mit dem Klienten in Beziehung stehen, einbezogen werden. Dies ermöglicht es dem Therapeuten, unterschiedliche Sichtweisen auf die Problematik zu erhalten und die Dynamiken im sozialen Kontext besser zu verstehen.
  5. Systemische Beobachtung: Der Therapeut beobachtet und analysiert die Kommunikationsmuster, Rollen und Verhaltensweisen im System des Klienten während der Therapiesitzungen oder auch in anderen Kontexten, um Muster und Dynamiken zu erkennen und zu verstehen.
  6. Feedbackschleifen: Der Therapeut gibt regelmäßig Feedback an den Klienten über seine systemische Diagnose und gemeinsame Hypothesen, um dem Klienten ein besseres Verständnis für seine Situation und die Dynamiken in seinem sozialen Umfeld zu vermitteln.

Die systemische Diagnostik ist darauf ausgerichtet, das Verständnis für die komplexen Zusammenhänge und Interaktionen im System des Klienten zu vertiefen und daraus geeignete Interventionen abzuleiten. Es ist ein prozessorientierter Ansatz, bei dem das Verständnis für das System des Klienten im Laufe der Therapie oder Beratung weiterentwickelt wird und als Grundlage für die Entwicklung von Lösungsansätzen und Veränderungen dient.

 

Diagnostik als eine Form der Komplexitätsreduktion erlaubt es, bestimmte beobachtete Musterkategorien zu zu weisen, die mit bestimmten Handlungsoptionen verbunden sind. Diagnostik wird in der systemischen Therapie aber nicht als eine nüchterne Beschreibung eines Sachverhaltes angesehen, sondern als eine Beschreibung, die das beschriebene mit erzeugen und verändern kann.

 

In der systemischen Therapie dienen diagnostische Fragen weniger Erhebung der individualpsychologischen Zustandsbilder als vielmehr der Beschreibung von familiären Kommunikationsabläufen und den damit verbundenen Perspektiven und Erwartungshaltungen der Betroffenen.

Umgang mit Diagnosen

Der systemische Umgang mit Diagnosen in der Therapie und Beratung unterscheidet sich von einem individuellen, pathologischen Ansatz. Statt sich ausschließlich auf die Diagnose und die vermeintlichen Defizite oder Probleme des Klienten zu fokussieren, betrachtet der systemische Ansatz den Klienten als Teil eines sozialen Systems, das in Wechselwirkung mit seiner Umwelt steht.

Mögliche Indikationen

Hier sind zwei Begriffe zu unterscheiden: die Selective und die adaptive Indikation. Die Selective Indikation stellt die Frage, für welche Störungsbild oder welche Fragestellung, welches Verfahren oder welche Methode angemessen ist. Adaptive Indikationsentscheidungen sind im Prozessverlauf ständig zu stellen, um zu bestimmen, wie der nächste Schritt aussehen soll.

Lösungsorientierte Kurzzeittherapie

Die Lösungsorientierte Kurzzeittherapie basiert auf bestimmten Grundannahmen.  Diese Grundannahmen prägen die Herangehensweise und Haltung des Therapeuten in der Lösungsorientierten Kurzzeittherapie nach Steve de Shazer und bilden die Basis für das ressourcenorientierte und lösungsfokussierte Vorgehen in dieser Therapieform.

Ziele einer Therapie

Die Ziele einer systemischen Therapie können je nach individuellem Fall und therapeutischem Kontext variieren.

 

Wie im Beratungskontext wird ein großer Fokus auf die Nutzung der vorhandene Ressourcen gelegt.